Herzen sammeln

Plauderei über eine Marotte


Zu dem kleinen Königreich, dessen Regiment ich führe, wurden die Tore geschlossen. Jahrzehnte lang kamen sie herein: kleine und große, primitive und kunstvolle, goldene und silberne und hölzerne; manche waren aus dem Staub aufgelesen worden; manche brannten, manche hatten Flügel, und viele waren verwundet -  Gewalt hatte sie aufgeschlitzt, das Blut troff heraus -  das Reich, in dem sie Aufnahme fanden, war das Reich der Herzen.


Wie hatte es nur angefangen? Vier Mal im Jahr findet in Graz ein Flohmarkt statt, dessen Tradition bis auf das Mittelalter zurückgeht. Die Stadt ist von ihrer geographischen Lage her Tor zum Südosten Europas, und das merkte man nicht zuletzt am Fetzenmarkt - so heißt der Trödelmarkt hier. An den Terminen - Mitfasten, Portiunkula, zu Aegydi und Andrä - hat sich bis heute nichts geändert, der Ort wechselte auf größere freie, dezentrale Flächen, bei denen die sanitäre Infrastruktur leichter zu gewährleisten war. Auch ist der Anteil der professionellen Anbieter gewachsen. So ging der ursprüng-liche Charakter ziemlich verloren.

Früher aber war er einem Basar nicht unähnlich, zumindest was die kunterbunte Fülle der Waren, keineswegs nur Textilien, und die verschiedenartigen Menschen betraf. Mitten im Wohn- und Gewerbegebiet, unweit des Stadtzentrums, waren weitläufige Straßenzüge zusammenhängend abgesperrt. Wer immer etwas anzubieten hatte, breitete es vor sich am Boden oder einem provisorischen Brettertisch aus. Altwarenhändler waren vertreten, aber das private Angebot, so meine Erinnerung, bestimmte das Feld. Meine Arbeitsstätte, die Styria, lag inmitten des eingegrenzten Gebietes. An diesen Tagen musste man sich zum Verlag zu Fuß begeben und, kaufwillig oder nicht, den Weg durch die Hinterlassenschaft  eines in Scherben geschlagenen Jahrhunderts nehmen.

1965 oder 66 war es, dass mir auf dem Sommermarkt ein geflügeltes Herz, 20 Zentimeter Spannweite etwa, in die Augen fiel. Ich verhielt. So ein Kitsch, dachte ich mit einem Anflug von Widerwillen und ging weiter. Zwei, drei Stände weiter lag schon wieder eines. Es war nicht gleich, aber ähnlich. Da stutzte ich und konnte nicht umhin, es vom Boden aufzuheben und näher zu betrachten. Mit dem Ärmel wischte ich drüber. Es war aus Messing, es glänzte. Es würde strahlen, wenn es geputzt wäre - und mit dem anderen zusammen....? Ich zahlte dem Verkäufer die wenigen Schillinge, die er verlangte, lief zurück und kaufte auch das andere. Der Herz-Virus hatte mich befallen. So fing es an.

Aus dem Impuls wurde Sammelleidenschaft. Die erste Stufe war die der Sensibilisierung. Wo der Blick früher schweifte und Farbe, Form und Gestaltung, Herkunft, Funktion, Alter und Ästhetik wahrnahm, sah ich jetzt ein einziges Detail: das Herz. Es „fiel“ ins Auge, es drängte sich aus der Fülle des Wahrnehmbaren geradezu vor. Das ging nicht widerstandslos vor sich, denn meine Frau und ich  stammten aus einer Zeit, die mit dieser Art von Symbolik nichts zu tun haben wollte. Weder im Alltag  - unsere Generation liebte das Herbe - noch im religiösen Raum. Kreuz und Krone stand auf unserem Panier. Christkönig war unser Fest - nicht Herz Jesu. Mit ihrer Jungschargruppe, erzählte meine Frau, hatte sie während eines Sommerlagers alle Herz-Devotionalien, deren sie habhaft werden konnten, in einen Sack gesteckt und nächtens in einen der steirischen Seen versenkt. Sie empfand den Erwerb der Herzen als späte Rache für die jugendliche Freveltat.

Die Augen fanden bald heraus, wo sie ihrer Lust frönen konnten. Es blieb nicht bei Antiquitätenläden, Flohmärkten und Kirchen. Überall fanden sich Herzen.1967 führte Christiaan Barnard in Kapstadt die erste Herz-transplantation durch. Das Organ, in dem die Menschheit Jahrhunderte lang die Liebesfähigkeit lokalisiert glaubte, war austauschbar geworden. War es nun entzaubert? Das Gegenteil trat ein. So schien es uns jedenfalls. Was vorher nur der Dichter Liebkind gewesen war, entwickelte sich zum Menschheitssymbol. In seinen Erscheinungsformen vom Kirchturm bis zum Damendekolleté konnte mit ihm nur das Kreuz konkurrieren. Bei den Juwelieren, in den Konditoreien (den Lebzeltern insbesondere), in der Werbebranche, in der Heraldik, bei den Floristen nicht nur am Sankt Valentins-Tag fand es sich in -zigfacher Vervielfältigung. Töpfe, Gläser, Tassen und Hausgerät aller Art zeigten Herz. Die Damenmode verdeutlichte mit ihm ihr Spiel von Ver- und Enthüllung. Die Sympathie- oder Liebesbotschaften nicht zu vergessen auf beschlagenen Fenstern, eingeritzt in Bäumen, aufgesprayt auf Wänden und Waggons oder einfach  nachgezeichnet auf staubigen, mitunter nur flüchtig nassen Flächen: I love You. Das Piktogramm verstanden selbst Analphabeten. Das Herz war Bote und Botschaft zugleich.


Wir stöberten. Wir trugen zusammen. Wir sammelten. Zuerst die Messingherzen, dann kamen andere hinzu: aus Holz, Porzellan, Plastik, Silber, Stoff, Bronze. Wortverbindungen wurden notiert,Texte kopiert und in Mappen abgelegt. In der Dichtung hatte das Herz schon seit der Antike floriert und war im Deutschen mit dem Schmerz eine dauerhafte Ehe eingegangen. Das Gespräch des Menschen mit sich selbst, erkannten wir, lief über das Herz. An die Stelle von Ich, Du, Er, Sie, Es konnte mein, dein , sein Herz gesetzt werden. Es war das Pro-Nomen der Personalität schlechthin. „Hast du nicht alles selbst vollendet, Heilig glühend Herz?“, hatte Goethe gedichtet.

Wenn aber der Mensch den „Partner“ Herz braucht, um sich seiner selbst bewusst zu werden, lag es da nicht nahe, die dialogische Struktur auch für seinen Schöpfer zu vermuten?  Die Analogie verlockt zum Spekulieren: Wenn Gott zu seinem „heilig glühend Herz“ spräche, er könnte über nichts anderes reden als über Sich Selbst. Er ist Alles in Allem. Merkwürdige Gedanken, Fragen und Staunen. Wer sich mit dem Herzen einläßt, riskiert, sich zu verlieren.

Zurück zu den irdischen Herzen: Was sich nicht erwerben ließ, wurde fotografiert. Immer weiter wurden die Grenzen gesteckt. Gehörten Theodor Herzl, der Pionier des Judenstaates, oder John Heartfield, der Dadaist, gehörte Richard Löwenherz in die Sammlung?

Abteilungen wurden geschaffen: Religion, Liebe und Sexualität, das Körperorgan, Malerei und Plastik, Film, Funk und Fernsehen, Sprache und Literatur, Natur und Kosmos, Mode und Schmuck, Wappen und Signets, Essbares, Schnickschnack, Werbung, Anklänge. Ein zweibändiges Album vereinigt Briefmarken, die ein Herz zeigen. Frankreich ist da führend, einige seiner Wertzeichen haben sogar Herzform. Erst kürzlich erhielt ich eine Herzmarke von den Marshall-Islands mit der Aufschrift „Yokwe - Love“. Ich weiß nicht einmal, wo diese Inseln auf dem Erdball liegen. Immerhin kenne ich jetzt ein Wort ihrer Sprache. Eine Bibliothek von Büchern entstand, die das Wort „Herz“ oder eine entsprechende Graphik im Titel führten. Die Musik wurde auf Herzlieder durchforscht. Eine kleine Notensammlung existiert. Vom Rundfunk wurden Herz-Sendungen auf Tonband aufgenommen und zu einer Art Phonothek zusammengeschlossen. Als wir auf der Rückreise von Prag zufällig in Zbraslav, einem Vorort der tschechischen Hauptstadt, einen Zwischenstopp einlegten, entdeckten wir, dass wir unseren Kaffee in dem Heimatdorf des Komponisten von „Rosamunde, schenk mir dein Herz heute Nacht“, Jaromir Vejvoda, tranken. Wir glaubten, einen Schatz gefunden zu haben. Solcher Momente gab es einige.


Bald quollen die Schachteln über. Die Wände der Wohnung waren ohnedies schon besetzt. Entlastung brachte die Idee mit dem Koffer. Dieses Gepäckstück kann man überall, auch im Keller, stapeln, und es schützt seinen Inhalt. Alte Exemplare gab es genug, Strandgut der Vertreibung aus der Heimat und diversen Übersiedlungen. Für einen Teil der Sammlung wurden sie zum idealen Aufbewahrungsort. Sie hatten einen zusätzlichen Vorteil. Eine Boden- und eine Deckplatte aus leicht bearbeitbaren Material wurde eingesetzt und mit Resten verblichener Abendkleider, Spitzen oder Vorhängen drapiert. Auf diesen Tableaus wurden die Herzen arrangiert und mit Messing-, Silber- oder Nylonfäden fixiert. Man brauchte im Bedarfsfall dann nur, wie Handelsvertreter es tun, den Koffer aufklappen und hatte ein dekorative Komposition vor sich. 2001 stellte die Galerie Walker auf Schloss Ebenau in Kärnten eine Ausstellung unter dem Titel „herzkunstherz“ zusammen. Gegenwartskünstler und deren Werke sollten mit den Objekten dieser Sammlung konfrontiert werden. Da kamen die Koffer in ihrer Originalgestalt zu Ehren, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte. In der Wohnung war es ja unmöglich, auch nur einen kleinen Teil auszubreiten. Als wir die Arrangements im musealen Rahmen sahen, fühlten wir uns - „mit vergnügten Sinnen“ - wie Polykrates „auf seines Daches Zinnen“. Hier war unser Samos. 

Ich habe mit dieser Arbeit viel Zeit verbracht, manchmal denke ich: vergeudet. Ich hätte sie besser den Menschen meiner Umgebung widmen sollen. Ich bereue sie trotzdem nicht. Sie gab mir die Gelegenheit, meine „Schätze“ in die Hand zu nehmen, zu „begreifen“ und derart zu würdigen, dass ich ihnen einen Platz in einem kleinen Kosmos zuwies. Wenn ein leerer Koffer geöffnet vor mir lag und daneben das Kunterbunt an Herz-Objekten, trat mir mitunter der Schweiß auf die Stirn, wenn sich die verschiedenen Stücke nicht fügen, nicht einfügen wollten in ein Ganzes, wenn sich keine Ordnung ergab und keine Harmonie auf den knappen Kartons. Da glaubte ich zu ahnen, wie es um einem Künstler bestellt ist, wenn vor der weißen Fläche steht und vor dem entscheidenden Pinselstrich zögert.

Die Sammlung ist abgeschlossen, aber nicht zu Ende. Ein Lexikon aller Künstler, die in Neuzeit und Gegenwart das Herz in ihrem Schaffen verwendet haben, ist ein Plan. Zwei dicke Ordner listen Bildbeispiele und an die 260 Namen auf, recht prominente finden sich darunter: Jim Dine etwa, Marcel Duchamp, Franz West, Joan Mirò und Frida Kahlo, um nur einige  zu nennen. Auch die Autodidakten  versuchen es mit dieser Form. Es gibt etliche Monomanen: sie malen nur Herzen.

Zuviel ist nur verstaut, nicht geordnet. Man müsste die Sammlung stärker durchlichten und abrufbar machen. Von den etwa 3000 Objekten stechen einige heraus, sei es, dass sie kostbar sind, sei es, dass ihre Herkunft sie wertvoll macht. Die müsste man erfassen und beschreiben. Arbeit für weitere vierzig Jahre wäre vorhanden.


Das Herz ist universal. Sogar im Weltall wollen Astronomen ein „riesiges Herz aus Sternen“ gefunden haben. Das meldete die Kleine Zeitung Graz im November 1992. Die zehn Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxie wurde von Forschern durch das Teleskop „Hubble“ entdeckt.

Auch auf unserem Planeten hat die Herzform eine lange Geschichte. Im Geozentrum in Gams (Steiermark) stießen wir auf das wohl älteste Abbild : ein etwa 20 Zentimeter großes, graues, elegant ausgeformtes Herz. „Herzrigel (Micraster) Fundort: Gams, Wentner Alm,“ stand auf dem erklärenden Täfelchen zu lesen, „ Alter: 75 Mio Jahre (späte Kreidezeit) Seeigel, der im Schlamm wühlte“. Natürlich wollte ich ein solches Stück für meine Sammlung haben und wandte mich an das übergeordnete Naturhistorische Museum in Wien um ein Gipsduplikat. „Herzigeln sind in den nordeuropäischen Ablagerungen der Kreidezeit gar nicht so selten“, wurde mir geantwortet, „Nur bei wenigen Arten ist allerdings die Herzform so ausgeprägt wie bei dem Stück aus Gams.“ Die Herstellung sei teuer, gab man mir zu bedenken, mit 240,- Euro müsste ich rechnen. Schweren Herzens beließ ich es bei einem Foto. Verzichte dieser Art sind die bitteren Mandeln im süßen Kuchen des Sammlers. Nicht nur einmal stand ich vor einer Auslage oder der Vitrine eines Versteigerungshauses, und die Gier kämpfte mit der Vernunft. Nicht immer behielt die Vernunft die Oberhand.

Meinem Berufe und meiner Herkunft entsprechend nehmen Bilder und Bücher aus dem religiösen Umfeld einen breiten Raum in der Sammlung ein. Ich arbeitete bis zur Pensionierung in einem Buchverlag, der dem „Katholischen Pressverein der Diözese Graz-Seckau“ gehört. Herzen sind in fast jeder Kirche oder Kapelle zu finden: als Symbol für die Liebe als eine der drei göttlichen Tugenden, als Attribut für bestimmte Heilige, als Votivgabe für Gebetserhörungen und schließlich in den Ausdrucksformen der Herz Jesu- und Herz Mariae-Verehrung. Der Besuch von Paray-le-Monial in Zentralfrankreich, von wo die Herz Jesu-Verehrung der Neuzeit durch Margareta Maria Alacoque (1647 - 1690) ihren Ausgang nahm, war für den Herzen-Sammler geradezu eine Pflicht. Das primitive Herz-Jesu-Urbild der Visionärin war nicht weniger eindrucksvoll als die romanische Basilika. Hier wie in anderen Bereichen hatte ich manchmal den Eindruck, dass nicht ich Herr der Sammlung wäre, sondern diese über mich verfüge, besser: mich verführe. Den Winken der Sammlung zu folgen, war meist mit einem Glücksgefühl verbunden.

Die Herz Jesu-Verehrung hatte im 19. Jahrhundert ihre Hochzeit. Hunderte von Kirchen wurden ihr geweiht, -zig Frauen- und Männerorden wählten sie als Programm und brachten das im Namen zum Ausdruck. Im 20. Jahrhundert trat sie im Frömmigkeitsleben zurück. In den Texten des 2. Vatikanischen Konzils fand sie keine Erwähnung. Die Päpste - Pius XII. und Johannes Paul II. - empfahlen sie nachdrücklich. Benedikt XVI. erachtet sie “für eine lebendige Gottesbeziehung“ von entscheidender Bedeutung, wie erst jüngst sein Brief an den Generaloberen der Jesuiten vom Mai 2006 ausführt.

Die Herzen-Suche in Kommerz und Werbung nimmt breiten Raum ein, das Fundmaterial ist freilich wenig interessant und meist seicht. Dass ein Ort, ein Hotel, eine Maschine „das Herz“ einer Landschaft, einer Stadt, einer Produktionsstätte sei, ist allgemeiner Sprachgebrauch. So wirbt zum Beispiel die Tourismusbranche für das Bundesland, in dem ich lebe, die Steiermark, mit dem Slogan, sie sei „das grüne Herz Österreichs“, was auch graphisch zum Ausdruck gebracht wird. Das Herz-Zeichen wird eingesetzt, um Sympathie zu signalisieren. Sogar die Politik hat es entdeckt. Ein wachsendes Faszikel fasst Äußerungen, Wahlkampfdrucksachen und Werbegeschenke zusammen. Rechts wie Links machen diesbezüglich keinen Unterschied. Bezeichnungen wie „die/der eiserne“ sind in Zeiten wie diesen im Kampf um Stimmen keine Empfehlung. Lady Thatcher wäre heute über ihren Beinamen wahrscheinlich nicht glücklich. Man spricht dagegen vom „großen (roten, grünen, weiten usw.) Herzen“ eines Mandatars, oder verspricht gegen den neoliberalen Kahlschlag eine „Politik mit Herz“. Vaclav Havel vermittelte der tschechischen Öffentlichkeit die Wende mit einem riesigen Leuchtherzen über dem Hradschin und fügte seiner Unterschrift oft ein Herz hinzu. Die Bitte an den Präsidenten um ein Autogramm für die Sammlung war eine logische Folge. Sie wurde gewährt.

Ein Gebiet, in dem ich bald zu sammeln aufhören musste, war das der Medizin. Die Berichte über das Organ, über dessen Erkrankungen, über Medikamente, Vorsorgemaßnahmen und die Fortschritte der Chirurgie waren zu zahlreich. Ein delikater Sonderaspekt lediglich wurde weitergeführt. Alle Berichte über die Entnahme des Herzens aus dem Leichnam und dessen Bestattung an einem gesonderten Ort wurden gesammelt. Die Herzgruft  - oder das Herzgrüfterl, wie viele Einheimische sagen - in der Augustinerkirche in Wien birgt die Herzen von zahlreichen Mitgliedern des Hauses Habsburg. Auch in Graz wurden die Herzen einiger Familienangehöriger im Mausoleum Kaiser Ferdinands II. gesondert bestattet. Frederic Chopin ließ sein Herz nach Warschau bringen und in der Heiligkreuzkirche einmauern. Papst Johannes Paul  II. soll den Wunsch geäußert haben, dass sein Herz nach Polen überführt werde. Viele weitere Beispiele ließen sich aus  Geschichte und Gegenwart anführen.


Die Sammlung ist gewachsen, ich erweitere sie aber nicht mehr durch Erwerbungen. Freundesgaben sind  weiterhin willkommen. Wer könnte auch Herzen, die von Herzen kommen, zurückweisen?

Auch gibt es in der Mauer der Selbstbeschränkung ein Schlupfloch, der Computer hat diese Funktion. Dessen Kapazität, erklärt mir der Technik-Guru, ist nahezu unbegrenzt. Er hat mir eine Homepage eingerichtet - trenkler@heartandart.at - , die mich mit Herzensfreunden verbindet. 

Im Computer ist auch die „Virtuelle Herzsammlung“ angesiedelt. Die braucht keinen Raum. Zeit braucht sie allerdings ebenso. Das ist das Problem. Meine Frau hält diese Verlagerung in die elektronische Körperlosigkeit für eine Bestätigung der Lebensweisheit, dass das Laster, das man die Vordertüre hinauswirft, sich durch die Hintertüre Eingang schafft.


Zu dem kleinen Königreich, dessen Regiment ich führe, wurden die Tore geschlossen. ..hatte ich begonnen. Es ist nicht nur die Zahl, die weiterem Wachstum entgegensteht, auch eine Art innerer Logik. Vor gar nicht langer Zeit meldete sich nämlich mein eigenes Herz, das ich früher nie beachtet hatte, und verlangte Einlass in mein Bewusstsein. Dem Kardiologen musste ich den Verlauf schildern, und so schrieb ich einen Bericht, dem ich den Titel „Erlebnis mit dem eigenen Herzen“ gab. An die Sammlung dachte ich zunächst nicht. Erst später kam mir den Gedanke, ihn in die Abteilung „Das Organ“ einzureihen. Das tat ich denn auch. Als ich den Ordner in das Regal zurückstellte, musste ich lächeln. Ich war zum Objekt meiner Sammlung geworden.


Beendet am  Vorabend des Grazer Portiunkulamarktes 2006

von Gerhard Trenkler, Email: trenkler@heartandart.at